Tag 9 km 1556 – bis Mohacs

Stromkilometer: 1556 – 1449 (107), 10 Stunden + 2 Stunden (schon wieder!)

In der Morgendämmerung verließen wir das Land der Karpfen. Jeder von uns hatte nur wenige Stunden geschlafen. Der Tag versprach anstrengend zu werden:
Viele Kilometer und Ausklarieren in Mohacs.
So zogen wir zwei Übernachtigen los.

Die richtige Art sich zu sorgen

Bevor wir weggefahren sind, hat Bernie zu mir gesagt: „Gefürchtet hast du dich jetzt schon. Hast erledigt, kannst aufhören.“ Recht hatte er, Polizist halt.
Es ist nämlich so: Was wir befürchtet hatten (ok ich), tritt nicht ein.
Die Kleine schnurrt völlig problemlos die Kilometer ab. Die Bilge ist trocken, sie springt brav an, wenn sie soll und bei Wellen fühlt es sich an, als würde sie vor Freude tanzen.
So lang wir in Bewegung und in der Fahrrinne sind, ist alles gut.
Schwierigkeiten machen uns andere Dinge:

Der Wasserstand

Die mangelnde Erfahrung am Strom (Fahren geht super, Stehen nicht so)

Meine nicht vorhandene Erfahrung mit An- und Ablegemanövern

Fazit: Wenn überhaupt, kann man sich so grundsätzlich mal sorgen. Bringt aber nicht viel, denn im Detail kommt es dann aber eh aus einer anderen Ecke, beispielsweise dieser:

Ausklarieren in Mohacs

Unser Ziel für diesen Tag ist die Barka Bar (1447) und ein kaltes Bier dort. Doch zuerst wird ausklariert. Nach der langen Fahrt erreichen wir Mohacs und das Zollgebäude.
Und als wir so um die Ecke biegen, sehen wir ein Kreuzfahrtschiff, das den gesamten Steg (und mehr) einnimmt. Hm.
Herbert fährt ein bisschen auf und ab, aber wir haben keine Möglichkeit, da irgendwo fest zu machen. Neben den Stegen ist eine ca. 10 Meter hohe Kaimauer mit sehr steilen Stufen, aber sonst nichts. Dort liegt ein Schubschiff und wir fragen, ob wir bei ihnen anlegen dürfen. Mein kleineres Gwirx mit den Leinen wird durch die Profis egalisiert. Ich spüre Herberts Blick im Genick.
Der Matrose meint, dass sie noch eine halbe Stunde da sind und dass sich das locker ausgeht. „It’s a free country.“ Wir haben ja gelernt wie das mit den Sorgen ist und machen uns an den Aufstieg.

Im Zollgebäude bekommt man einen Laufzettel mit dem man von einem Zimmer ins andere geht: Polizei – Gesundheitsamt – Wasserschutzpolizei – Zoll.
Ein sehr strenger Polizist erklärt das Prozedere:
An jeder Station unterschreibt dann einer eine Zeile auf dem Ding und am Ende gehts wieder zurück zu ihm.
Und wie wir so zwischen 1 und 2 sind, taucht der Matrose hechelnd auf, weil sie fahren müssen. Und nimmt Herbert mit.
Ich stehe im Zollgebäude, völlig ahnungslos, was ich da eigentlich mache. Also lächle ich mich durch die Stationen, entschuldige mich der Sicherheit halber mal in jedem Raum, und fülle gefühlte 100 Seiten Formulare aus.
Nur bei der Wasserschutzpolizei klappt das nicht, Da ist nämlich keiner da. Also wieder zurück zu Station 1, wo der strenge Polizist die offizielle Crewliste schon einmal ausstellt. Er schärft mir ein, dass das das wichtigste Dokument überhaupt ist. Dann bekommt er nahezu Schnappatmung, weil die Station noch immer nicht besetzt ist.
Er telefoniert (Donnergrollen!) und zack, die fehlenden Beamten tauchen auf.,
Offensichtlich hat er sie bei irgendwas sehr Wichtigem unterbrochen, denn sie wollen alle Papiere nochmal sehen, unter anderem auch die Bootsführerscheine.
Die sind bei Herbert. Am Boot. Unten.
Mein strenger Freund erklärt ihnen mit verschränkten Armen die Situation, des Nicht-Anlegen-Könnens worauf hin sie beschließen, mich zum Schiff zu begleiten. Jö.
„Kontrolle, Inspektione“ Na bravo.

So komme ich mit zwei jungen, schlecht gelaunten und plötzlich pflichtbewussten Polizisten aus dem Gebäude.
Unten Steg. Dahinter Kreuzfahrtschiff. Dahinter Sabu One. Darauf Herbert, der während der ganzen Aktion hin- und herfuhr. Er kennt jetzt Mohacs sehr gut.
Ich schaue den Beamten fragend an „Final check, right? Everything else is ok, right?“
Er versteht, was ich nicht sage, scheucht mich mit der Hand weg: „Inspetione done“ und drückt mir die Papiere in die Hand.
Halleluja. Ich mache mich an den Abstieg, Herbert kommt zur Kaimauer und ich springe ungefähr einen Meter hinunter aufs Schiff. (Es war viel mehr als ein Meter, mindestens 5, aber Herbert glaubt das nicht)
Ab in die Barka Bar! Irgendwas ist aber merkwürdig. Ich sortiere die Zettel. Und was habe ich nicht? Die Crewliste. Man kann es drehen und wenden wie man will, sie ist nicht da.
Der Motor kocht, wir auch und Herbert und ich denken separat neue Wörter. Schweigend.

Im Gebäude hatte ich auf der Suche nach Leben jemand von Yu-Agent kennengelernt. Den rufe ich jetzt an und beknie ihn, ob er mir den Zettel zum Steg bringen kann.
Der macht sich tatsächlich auf die Suche nach meinen Unterlagen und bringt sie zum Steg. Denn das Kreuzfahrtschiff war in der Zwischenzeit dann auch weg.

Aber jetzt. Barka Bar, wir kommen!
Nach zwei Kilometern taucht sie auf. Oase! Was soll ich sagen, da ist zu. Richtig zu. Wir versuchen, trotzdem anzulegen, aber ich versemmle das mit den Leinen und den Pollern gleich zwei Mal. Das ist aber auch alles sehr eng dort.
In der Zwischenzeit bin ich nur noch so ungefähr 1,2 Meter groß, gehe in gebückter Haltung und spreche nur noch, wenn ich gefragt werde. *gg
Wir geben das Anlegemanöver auf, weil es sowieso zu eng ist. Und Bier gibts auch keins.
Nächster Versuch: Ankern
Keine Chance, der Anker slippt und in der Zwischenzeit kann auch ich den Kai von Mohacs auswendig. Jetzt gehen uns langsam auch die neuen Worte aus.
In Sichtweite das Schubschiff von der Kaimauer. Stehend. Wir nähern uns vorsichtig an und tatsächlich: Sie lassen uns wieder festmachen. (Kein Leinen-Gwirx dieses Mal).
Das 80 Meter lange Schiff steht wie ein Bock und endlich – Motor aus!
Gute Nacht.


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